Einleitung
Die Genialität liegt in der ursprünglichen Idee,
nicht in der schlussendlichen Ausführung.
Gleichzeitig ist eine Umsetzung ebenso entscheidend. Eine Idee kann noch so brilliant sein, doch wenn sie nicht umgesetzt wird ist sie höchstens ein Gedanke—ein kleiner Funke im großen Feuer der Erfindungen. Genialität kann erst durch diese Umsetzung entfaltet werden.
Mit AI wird diese Hürde etwas reduziert. Es wird damit mehr Menschen möglich, einen Comic zu erstellen, Musik zu machen, ein Buch zu schreiben. Sie müssen nur ihre Ideen in die Maschine eintippen und das Programm erledigt den Rest.
Kaufen wir Kunst oder ein Produkt?
Wenn ich einem Straßenkünstler ein Bild abkaufe, dann wäre es Betrug, würde er die Bilder mit AI erstellt haben. Man könnte argumentieren, man kauft das Bild, weil es einem gefällt, doch wenn wir Kunst von einem Künstler kaufen, dann kaufen wir ein Original—es ist ein einzigartiges Kunstobjekt. Jemanden glauben zu lassen, dies wäre trotzdem der Fall, obwohl ein Bild mit AI erstellt worden ist, ist schlichtweg eine Irreführung.
Wenn wir allerdings ein Buch kaufen, dann kaufen wir ein reproduzierbares Produkt. Wir sind uns bewusst, dass andere Käufer ebenso das gleiche Buch kaufen können, dass es kein Unikat ist, dass es keine Kunst ist. Wir kaufen es aus ganz anderen Beweggründen. Einen Roman kaufen wir, und mögen wir, weil er uns unterhalten soll. Wir kaufen ihn nicht, weil er per Hand geschrieben wurde.
Wir wissen, es ist keine Kunst.
Wenn der Roman unterhält, dann hat er seinen Zweck erfüllt, ganz gleich, wie oft er produziert wurde.
Ein Kunstobjekt verliert jedoch seinen Wert, wenn es sich um ein Objekt handelt, das in großer Menge produziert wird. Dies versucht man oft zu verhindern, indem ein Produkt im Absatz begrenzt wird. Es wird in geringeren Mengen produziert. Dadurch möge man einen höheren Wert suggerieren. Doch ein Buch (Produkt) zu produzieren (drucken) kostet immer gleich viel, egal wer es geschrieben hat, oder was darin steht.
Wann AI Sinn macht und wann nicht
Die Flut an AI-Büchern ist bereits unaufhaltsam und wird weiter fortschreiten. Ein großer Dorn im Auge vieler Autor*innen, die viel Mühe in ihre Bücher stecken. Sie finden es ungerecht, ja sogar unfair, wenn andere Bücher öfter gekauft werden, obwohl diese von einer AI erstellt wurden. Doch der Käufer kauft nicht (immer) die Kunst, sondern in den meisten Fällen das Produkt. Er kauft die Ideen dahinter. Wie sie umgesetzt werden ist zumeist weniger wichtig, als dass sie überhaupt umgesetzt wurden.
Denn er bekommt sowieso nicht das Original, sondern ein reproduziertes Original—ein Produkt. Der Käufer interessiert sich nicht für die Menge an Zeit, die darin hineingeflossen ist, denn er kann es nicht mitnehmen.
Ein Buch mit AI zu erstellen ermöglicht es einem „starving artist“ mehr zu produzieren—jedoch nicht mehr Kunst, sondern mehr Produkte. Produkte, die man immer wieder verkaufen kann.
Einen Roman mit AI zu schreiben, der meine wesentlichen Ideen in einer Art und Weise präsentiert, ist schon deshalb in Ordnung, weil es meine Ideen sind. Wenn mir die Worte fehlen, weil ich diesen Ideen – meinen Gedanken – nicht den Ausdruck verleihen kann, wie ich es möchte, dann kann AI dabei helfen.
Jedoch handelt es sich dabei nicht um Kunst.
Doch haben wir ein Buch bei einem Buchkauf je so gesehen?
Ich denke, der Leser sieht es nicht als Kunstobjekt, sondern eher als Unterhaltung. Daher ist es am Ende gleich, ob ein Buch mit Schreibmaschine oder Texteditor geschrieben wurde—es geht viel mehr um die Ideen hinter dem Text. Ein Coverbild muss auch nicht von einem bekannten Künstler erstellt werden und selten wird jemand deshalb ein Buch kaufen.
Dennoch sollte AI nicht dazu verwendet werden, einen Text zu schreiben, der auf Ideen beruht, welche nicht von einem selbst sind.
Soll heißen, ein Buch über das Thema X zu schreiben – AI ist dazu in der Lage – ohne, dass man sich dem Wahrheitsgehalt der Informationen bewusst ist, ist nicht nur eine schlechte Idee, es ist ein Betrug. Das bedeutet, man müsste die Informationen jedenfalls selbst recherchieren (mit Quellenangabe). Was neue Ideen anlangt, also, das Bündnis verschiedener bestehender Konzepte in einem neuen Licht, so kann dies erst passieren, wenn das Verständnis dieser Konzepte vorhanden ist.
Doch wenn es damit suggeriert, dass man sich in einem Thema auskennt, über das man keine Ahnung hat, dann sollte man AI besser nicht verwenden.