Das Lob der Faulheit?

Einleitung

Immer schneller, höher, weiter! Die Gesellschaft lobt den allseits beschäftigten Menschen und tadelt jene, die es sich erlauben, nichts zu tun. Diese Menschen werden mit der Bezeichnung der Faulheit kritisiert, denn man soll ja schließlich und endlich immer beschäftigt sein.

Wer nicht beschäftigt ist und nichts zu tun hat, der ist faul. Faul, wer sich nicht ständig neue Ziele setzt und darauf hin arbeitet. Man muss ständig etwas tun. Zwischendurch kommt der Begriff der Entschleunigung ins Spiel: Die Erlaubnis, einmal langsamer zu tun. Hinzu kommen Zitate von Philosophen, die vollständig aus dem Kontext entrissen werden, um der Agenda eine weitere Stimme zu geben:

„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“

Karl Marx

Also geht man auf die Straße, demonstriert. Denn man muss ja irgendetwas tun. Denn wer nichts tut, der ist faul. Also seid beschäftigt und tut!

Zurück zum Nachdenken

„Don‘t act. Think!“

Slavoj Zizek

Es spricht nichts dagegen, motiviert und inspiriert zu sein. Doch wie sollten wir unsere Energie nutzen? Manchmal ist gezieltes Nachdenken wesentlich sinnvoller, als einfach drauf los zu werken. 

„Thinking is the hardest kind of work — which is probably the reason so few engage in it.“

Henry Ford

Ich spreche von wahrhaftiger Kontemplation – also einem gezielten Nachdenken. Natürlich kann man das Nachdenken als Ausrede dafür verwenden, nichts zu tun. Ich möchte hier nun im Detail aufzeigen, was ich unter gezieltem Nachdenken verstehe.

Kontemplation

„In erster Linie geht es dabei um Betrachtung eines geistigen, ungegenständlichen Objekts, in das man sich vertieft, um darüber Erkenntnis zu gewinnen.“

Wikipedia

Nachdenken ohne Ziel ist weder sinnvoll noch zweckmäßig. Sie wollen sich auf etwas Bestimmtes Konzentrieren um aus diskursiver Kontemplationen einen Erkenntnisgewinn zu erzielen. Diesen kann man natürlich nicht erzwingen. Man kann es auch nicht messen, wie produktiv man während der Kontemplation tatsächlich gewesen ist. Dennoch hat sich diese Praxis zumindest für mich sehr positiv bewährt.

Schreiben ist Denken auf Papier…

Denken auf Papier

Also die Gedanken auf Papier bringen und ordnen, damit man mit ihnen etwas anstellen kann. Wer nur denkt und keine Notizen macht hat schlussendlich nicht viel vom Gedachten. Ich habe daher Freewriting für mich entdeckt, eine kreative Schreibmethode, bei der ich einfach alles aufschreibe, was mir gerade zu dem Thema in den Sinn kommt.

„Freewriting ist eine Methode des Kreativen Schreibens, bei der der Bewusstseinsstrom des Schreibenden zu Papier gebracht wird, ohne ihn zu reflektieren, zu bewerten oder nach geeigneten Formulierungen zu suchen.“

Wikipedia

Wichtig ist, die Praxis des Schreibens mit Hingabe zu vollziehen. Nicht unbedingt deshalb, weil es als Ziel gesetzt wird, ein Buch zu schreiben. Es gleicht daher einer meditativen Praxis (Samu) wie sie im Zen-Buddhismus Einzug findet.

Meditatives Arbeiten: Samu

„Bei diesen Arbeiten ist das Wie entscheidend, nicht das Resultat oder die Zeit, in der die Arbeit vollzogen wurde. […] Die Hingabe zeigt sich darin, dass der Übende jede ihm zugeteilte Arbeit mit großer Achtsamkeit ausführt.“

Wikipedia

Das Ergebnis: Ein Werk

Das Ergebnis dieser Kontemplation ist ein Werk, oder zumindest eine Basis, aus der man ein Werk erstellen kann. Am Ende war man ja doch produktiv – aber eben genau deshalb, weil man sich auch nicht gezwungen hat produktiv zu sein.

Genieße den Weg zum Ziel…