Freude an einem Substitut

Wenn man etwas noch nie gehabt hat, wie kann man sich darauf freuen? Wenn man etwas noch nie erlebt hat, wie kann man Sehnsucht danach haben? Ist unsere Sehnsucht nach etwas, das wir noch nie hatten, nicht eigentlich eine Sehnsucht nach etwas, das wir nicht mehr haben können?

Das Bedürfnis nach einer Beziehung ist oftmals der Wunsch nach dem, was man vorher hatte. Oder es liegt in unserer Vorstellung etwas, das wir noch nie hatten. Wäre dann die Vorstellung nicht ausreichend? Denn in diesem Fall wäre es jedenfalls gut, auch wenn es nicht gut wäre, würden wir es erleben.

Wenn man sich an etwas erfreuen kann, das man bereits hat, würde man sich dann nicht weiterhin daran erfreuen? Oder ist es vielleicht so, dass man deshalb etwas Neues will, weil einem das Alte nicht mehr erfreut und man sich sehnsüchtigst die Freude zurückwünscht, die man damals hatte?

Vielleicht freuen wir uns auf einen neuen Band unserer Lieblingsserie, weil es uns erfreut hat, diese vergangenen Bände zum ersten Mal zu lesen. Sie brauchen manche Menschen immer wieder etwas Neues, weil sie sich an dem Neuen erfreuen, was sie damals auch am Alten erfreut hat – es war neu und spannend.

Ist dann nicht das Neue ein Substitut für das Alte? Oder erfreuen wir uns nur daran, dass es neu ist? Falls das so wäre, hätte man sich dann nur an dem Alten deshalb erfreut, weil wir es als neu gesehen haben? Denn wenn wir uns wirklich daran erfreut hätten, warum bräuchten wir dann etwas Neues?

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