Für sich selbst schreiben?

Umberto Eco schrieb in einem seiner Streichholzbriefe1, dass ein Autor, der behauptet er würde nur für sich selbst schreiben, ein Lügner sei…

Denn warum diese Farce, den Leser viele Seiten hinweg zu führen, bis man ihm schließlich die große Offenbarung preisgibt? Warum würde man ihm nicht direkt die Offenbarung geben, sondern gibt sich all diese Mühe den Leser darauf vorzubereiten?

Doch ist es nicht genau das, dass der Leser erst dann die Offenbarung überhaupt als eine Solche erkennen kann? Natürlich, meint Eco, deshalb schreibt man auch viele Seiten für ihn und nicht für sich selbst, denn für uns hätte diese Offenbarung genügt.

Das dachte ich auch, bis ich einmal Jahre später meine Notizen erneut las – nur die Offenbarung, ohne Weg dorthin – und vollkommen verwirrt war. Ebenso geht es mir heute bei einigen Abschnitten meiner Bücher. Ich hätte gerne gewusst, was ich mir noch dabei gedacht habe – das weiß ich jedoch leider nicht mehr!

Tatsächlich ist diese Aufarbeitung zu dieser vermeintlichen finalen Offenbarung ein Hilfsmittel für mich selbst. Ich hatte die Idee bereits, jetzt muss ich vervollständigen, was sie bedeutet und wie ich dazu gekommen bin.

Ich schreibe daher in jedem Fall allen voran für mich selbst.

  • Zuerst für mich als Autor.
  • Dann für mich als Leser.
  1. „Gesammelte Streichholzbriefe“, Kapitel „Lector in Fabula“ ↩︎