Im Schach verloren … aber etwas gelernt?

Ich habe lange Zeit und sehr viel Schach gespielt. Dennoch verliere ich immer noch. Es gibt immer wieder jemanden, der es noch besser kann. Doch jede Partie ist eine Chance etwas Neues zu lernen, wenn man dem Schachcomputer glauben schenken kann…

Dennoch… alles was man lernen kann, ist Schach. Man lernt nicht, wie die Welt funktioniert, nichts über Mathematik, Physik, Biologie… auch werde ich deshalb morgen bei meiner Arbeit nicht besser sein. Wenn es mir also nichts in meinem Leben bringt, habe ich dann wirklich etwas gelernt?

Das ist eben, wie ich in Speed Reading Genius geschrieben habe: Speed Reading nur zum Selbstzweck macht keinen Sinn. So sage ich ebenso, dass Schach zum Selbstzweck keinen Sinn macht. Man ist dann eben nur im Schach besser aber sonst nirgendwo. Lässt sich die Fähigkeit irgendwo anders einsetzen? Eher nicht… Zumindest gibt es hier eine Law of Diminishing Return….

Egal welche Sache ich tue, und besonders dann, wenn ich sie sehr lange tue, ich werde irgendwann zu einer Grenze stoßen, wo es nichts mehr zu holen gibt. 

Laufen verbessert deine Ausdauer, du wirst dich besser fühlen, aber ob du nun mit 6 min / km oder 5,8 min / km läufst ist komplett egal. Irgendwann hat eine weitere Verbesserung dieser Geschwindigkeit keine wirkliche Auswirkung auf deine Ausdauer. Ja, du bist schneller im Laufen, aber was bringt es immer schneller und schneller zu werden?

Speed Reading verhält sich ähnlich. Ich habe irgendwann herausgefunden, dass eine weitere Verbesserung meiner Lesegeschwindigkeit keine signifikante Änderung meines Leseverhaltens bewirkt. Klar kann ich jetzt Standardtexte (Romane, Geschichten, und so weiter) schneller lesen, doch habe ich wirklich etwas Neues gelernt? Kann ich dadurch Physik oder Mathematik verstehen?

Und so ist es auch im Schach. Natürlich wird eine Verbesserung deines Schachspiels mit einer Verbesserung deiner kognitiven Fähigkeiten einher gehen, jedoch eben nur bis zu einem gewissen Grad. Du bist jetzt besser im Schach, deine kognitive Leistung hat sich verbessert, doch was tust du damit? Wirst du weiter Schach spielen oder dich höherem widmen?

Wenn wir das nun auf eine Ebene eines Wettbewerbs sehen, dann kommt damit noch der Stress des „ich muss besser werden, damit ich andere besiegen kann“ hinzu. Doch die Welt funktioniert so nicht. Es geht vielmehr um die Zusammenarbeit als um den Wettbewerb. Klar wird man immer wieder in Situationen der Vergleiche kommen, doch hier tut man gut daran, sich nicht auf nur eine einzelne Sache zu beschränken.