Sich nicht darüber Gedanken machen, was andere denken

Man bedenke, dass es viele Leser geben wird, die sich einbilden, das Werk möge ihnen etwas schulden.

Vermeidlich wird negativ rezensiert, was nicht den Anforderungen entpricht. Dies mag für den Autor in weitester Hinsicht ermüdend sein, doch sollte man sich diese Aussagen nicht zu Nahe kommen lassen. Sehr viel schwieriger als die Unmöglichkeit zu überwinden, diese Ansicht nach und nach zuzulassen, ist es, in gewisser Weise, bestimmend und den Leser abermals zur Entstehung des eigenen Werkes zu motivieren. So durften auch die vorigen Bücher nur sporadisch gelesen worden sein, ohne Verständnis zu dem Zwecke, die philosophische Richtung in neuartigen Gedanken von Grund auf neu zu konstituieren.

Literarisch betrachtet sei das Werk in bewusster Weise in einer neuen logischen Analyse verfasst, wodurch sich eine verständliche Untersuchung nicht leicht erschließen lässt. Doch wie bereits erwähnt sollen diese daraus entstehenden Unklarheiten nicht vollkommen aufgelöst, sondern vielmehr in immer neuen Teilen zu einem Gesamtumfang des Gedankeninhaltes ergänzen. Wir werden feststellen, dass sich vieles im Wesentlichen auch in wenigen Worten hätte ausdrücken lassen können, wodurch die daraus entstandene Einsicht vielleicht früher gewonnen werden würden könnte.

Im Sinne der Idee, die sich als Einheit konstituiert, sei folgendes gesagt: mit immer neuen Kritiken möge ich mich in diesem Sinne weder befassen noch belasten. Es steht dem Leser frei, die wesntlichen Punkte des Werkes selbst zu erkennen, sich gedanklich emotional aus diesem Werk herauszunehmen, und die Beziehung zu dem geschriebenen Wort zu verbessern. Vielleicht möge er so die bedeutsamen Begrifflichkeiten verstehen, die er innerhalb dieser Zeilen gefunden hat. Als daraus entsprungene Konsequenz würde sich der Sinn in seiner Gesamtheit erschließen.

„was den Lehrgehalt der systematischen Darstellungen anbelangt, so gilt es noch immer und eher noch in gesteigertem Maße, daß die verschiedenen Schriftsteller sich derselben Worte nur bedienen, um verschiedene Gedanken auszudrücken.“

Edmund Husserl, Logische Untersuchungen, Erster Band