Wissenschaft des Quantum Chaos

Sofern wir dasjenige, was sich unter dem Titel des Quantum Chaos subsumiert, seinem Begriffe nach zu bestimmen trachten, bleibt es zunächst unabdingbar, jenes als ein Moment der Spannung zwischen deterministischer Gesetzmäßigkeit und kontingenter Erscheinung im Rahmen der Quantentheorie zu erfassen. Denn obschon das Chaos als solches, seinem klassisch-mechanischen Ursprunge nach, als Ausdruck einer deterministischen, jedoch sensitiv unstetigen Dynamik gilt, vermag sich seine Transposition in das Quantenhafte weder unmittelbar aus der klassischen Struktur abzuleiten, noch sich rein in den quantenmechanischen Formalismus aufzulösen.

Die Frage, ob jenes Quantum Chaos selbst als ein ontologisches Faktum oder vielmehr als epistemische Konstruktion im Raume der physikalischen Wissenschaft zu gelten habe, ist nicht bloß eine empirische, sondern eine transzendental-logische. Denn was hier konstituiert wird, ist nicht das Chaos als solches, sondern vielmehr der Begriff seiner Möglichkeit unter den Bedingungen quantenmechanischer Beschreibung.

Hierin zeigt sich ein fundamentaler Widerspruch — oder vielmehr eine produktive Dialektik — zwischen der linear-unitären Entwicklung des quantenmechanischen Zustands und der nichtlinear-sensiblen Struktur klassischer chaotischer Systeme. Das Quantum Chaos ist somit nicht der bloße Übergang oder die Approximation eines Grenzwertes, sondern erscheint selbst als konstitutives Moment einer neuen, bisher nicht vollständig determinierten Wissenschaftlichkeit.

Doch worin liegt der Grund dieser Konstitution? Ist es das mathematische Formwerk der Eigenwertstatistiken, der Random Matrix Theory, oder vielmehr das emergente Phänomen der semi-klassischen Korrespondenzen, welches hier als Prinzip waltet? Und ist jene Ordnung der Zufälligkeit, wie sie in den spektralen Fluktuationen manifest wird, selbst Ausdruck einer höheren Notwendigkeit, oder bleibt sie letztlich kontingent in ihrer Erscheinung?

Wir müssen an dieser Stelle affirmieren, dass die Erkenntnis des Quantum Chaos weder rein empirisch deduziert noch vollständig formal konstituiert werden kann. Sie ist vielmehr ein Grenzphänomen der Erkenntnis selbst — ein Ort, an dem sich die formale Strenge der Quantenmechanik mit der Unfassbarkeit des klassischen Chaos bricht, um in diesem Bruch eine neue Qualität der Ordnung zu ermöglichen.

Dass hierin die Prinzipien der klassischen Dynamik nicht aufgehoben, sondern in transformierter Weise bewahrt sind, verweist auf die tieferliegende Dialektik von Kontinuität und Diskontinuität, von Determination und Indetermination, von Ordnung und Zufall. Somit ist Quantum Chaos nicht nur ein Gegenstand der physikalischen Forschung, sondern ebenso ein Prüfstein für die Bedingungen der Möglichkeit von Wissenschaft selbst.

In diesem Sinne bleibt es offen, ob die Konstitution einer kohärenten Theorie des Quantum Chaos als Finalität der wissenschaftlichen Bewegung zu begreifen ist oder vielmehr als permanentes Moment der Selbstübersteigung des Erkennenden — ein Moment, in dem die Wissenschaft, ihrer eigenen Grundlegung eingedenk, sich stets neu zu begründen genötigt sieht.