Aus dem Briefwechsel mit den Jesuiten in China geht hervor, dass Gottfried Wilhelm Leibniz an der chinesischen Kultur sichtlich interessiert gewesen war. Seine Annahmen und Fragen rühren von den Legenden, die damals über das fernöstliche Land verbreitet wurde.
So spricht er von der Kunst der Chinesen grünes Feuer erstellen zu können und die Chinesischen Schriftzeichen, wobei er die chinesische Sprache als eine künstliche bezeichnet, erscheinen ihm höchst sonderbar. Dennoch ist es viel wichtiger zu erwähnen, dass er sich mit seinem Wissen nicht zufrieden gibt. Er fragt nach. Eine Reihe von Fragen, deren Antwort ihn brennend interessieren, finden sich im Brief an Claudio Filippo Grimaldi (S. J.).
Einige dieser Fragen sind solche über die Herstellung von Reiswein („Welches ist ihre Chemie?“), über die chinesischen Schriftzeichen, über militärische Technik, über die Metallgewinnung, über die Glasherstellung, und so weiter. Was sich hier zeigt ist die unglaubliche Neugierde, die diesem Genie anhaftete. Zumal vieles von seinem Wissen über China auf Legenden und Hörensagen beruhte, war er erpicht darauf alles zu erfragen und herauszufinden.
Dies unterscheidet das Genie von dem Ignoranten, der sich mit dem begnügt, was er weiß. Auch ein intelligenter Mensch kann ignorant sein. Das ist allerdings keine gute Eigenschaft. Es wird immer wieder behauptet, dass man selektiv ignorant sein muss, um sich nicht zu verzetteln. Es ist in Ordnung zu einem Thema keine Meinung zu haben, weil man sich noch nicht damit befasst hat. Doch eine Meinung zu haben, die auf Ignoranz oder Hörensagen beruht, ist keine gute Idee.