Standardisiertes Denken?

Einleitung

Erst kürzlich habe ich eine Art „Intelligenztest“ abgeschlossen und bin über eine Frage gestoßen, die keine eindeutige Antwortmöglichkeit hat. Ich möchte sie hiermit als Teil der Einleitung teilen:

Welches Wort passt nicht zu den anderen?

  • Ferkel
  • Rind
  • Pferd
  • Schwein
  • Ziege

Mein Gedankengang

Ferkel würde als Auswahl stimmen, wenn man annimmt, dass es sich um das einzige Jungtier in dieser Auflistung handelt. Pferd würde jedoch ebenso als Auswahl stimmen, wenn man annimmt, dass dies der einzige Unpaarhufer in dieser Auflistung ist. Man erkennt also, dass es keine eindeutige Lösung gibt – nur eine, die mehr oder weniger zutrifft, je nachdem nach, welchen Kriterien man auswählt.

Die Antwort

In diesem Fall sei jedoch das Ferkel die richtige Auswahl, da diese Antwort angeblich kein spezielles Wissen voraussetzt.  Man würde einfach wissen, dass es sich dabei um ein Jungtier handelt und würde daher diese Auswahl automatisch als richtig erachten. Doch Wissen ist nicht etwas, das man einfach hat, mit dem man geboren ist, auch nicht, wenn es sich um triviales Wissen handelt.

Denn wenn ich das Faktenwissen nicht habe, dass ein Ferkel ein junges Schwein ist, dann kann ich es nicht logisch ausschließen, ebenso wie man Faktenwissen braucht um zu erkennen, dass ein Pferd kein Paarhufer ist. In beiden Fällen kann man also argumentieren, dass Faktenwissen – zu unterschiedlichem Grad – notwendig ist.

„Der Kritizismus verlangt, daß sich das erkennende Subjekt, bevor es seinen geradezu erworbenen Erkenntnissen traut, der Bedingungen der für es prinzipiell möglichen Erkenntnis vergewissert. Erst anhand von zuverlässigen Kriterien der Geltung unserer Urteile können wir prüfen, ob wir unseres Wissens auch gewiß sein dürfen. Allein, wie könnte vor dem Erkennen das Erkenntnisvermögen kritisch untersucht werden, wenn doch auch diese Kritik selber Erkenntnis zu sein beanspruchen muß?“

Jürgen Habermas, Erkenntnis und Interesse

Welche Logik?

Ist das bei der mathematischen Logik etwas anderes? Obwohl auch hier Vorwissen dabei hilft, Logikaufgaben zu lösen – denn wer bereits in der Vergangenheit mehr solcher gelöst hat, wird es auch in Zukunft in dieser Richtung leichter haben – sei hier die Mathematik eindeutiger. Wenn es darum geht Muster zu erkennen, ist wieder ein anderes Wissen gefragt.

Die Frage könnte tatsächlich sein, nach welcher Logik man vorgeht.

Mathematische Logik, wie sie in vielen Büchern gezeigt wird, setzt voraus, dass ich weiß, was die mathematischen Zeichen bedeuten. Das Vermögen, bestimmte Wörter in Kategorien einzuordnen – eben ein Ferkel sei ein Jungtier, ein Pferd ein Unpaarhufer – setzt anderes Wissen voraus. In jedem Fall brauche ich jedoch vorher Wissen um eine eindeutige Antwort zu treffen.

Es wird jedoch auch dann besonders schwierig, wenn mir jemand vorschreibt, wie ich zu denken habe, wenn nämlich das Ferkel korrekt wäre, während es das Pferd nicht ist. Doch die Informationen über beide Sachverhalte sind in jedem Fall korrekt – es geht nur noch darum, was für den Test korrekt ist.

Am Ende stellt sich also die Frage, welche Antwort der Testende möchte, nicht, ob ich richtig oder falsch liege. Wenn man es nämlich logisch argumentieren kann, ist es korrekt, oder nicht? Wie wir sehen, häufen sich die Probleme, eine eindeutige Antwort zu finden.

Das Problem

Daher sind standardisierte Tests nicht immer unbedingt hilfreich, wenn es darum geht, festzustellen, ob eine Person ein Talent (was auch immer das sein soll) hat. Es bedeutet nur, dass dieser Mensch mehr oder weniger mit den allgemeinen Ansichten der Bevölkerung übereinstimmt. Doch wenn man neue Erkenntnisse bringen will, braucht es vermutlich ein anderes Denken, das sich nicht standardisieren lässt…

Man kann es also nicht testen, wie intelligent jemand tatsächlich ist.
Man sieht es an ihren Werken.

Schlusswort

Erschaffen Sie mehr Werke, schreiben Sie etwas kluges, lassen Sie andere daran teilhaben. Damit dies möglich ist, müssen diese entsprechend aufbereitet werden – das heißt also diesem standardisierten Denken entsprechend. Daher ist es wichtig, zumindest nachvollziehen zu können, wie bestimmte Menschen denken. Man will ihnen auch die eigenen Ideen in einem verständlichen Rahmen darbieten.