Warum dicke Bücher schreiben?

Neben des Themas sei außerdem erwähnenswert, dass ein Sachverhalt, der sich in nur wenigen Seiten darstellen lässt, wohl weniger Beachtung finden wird. Irgendein Buch zu schreiben das irgendwelche Gegenständlichkeiten behandelt, ja wie es manchmal geschieht, überhaupt ohne neue Erkenntnis über den Sachverhalt, wird gar nichts anderes als Urteile hervorbringen. 

Um nun die thematische Behandlung des Gegenstandes („Geniewissenschaft“) ausführlich in einem neuen Gebilde zu vollziehen, haben wir dies in einer anderen Form zu zeigen. Das jeweilige Gegenstandsgebiet möge im erweiterten („Ausdehnung“) Sinne im neuen Zusammenhang entstehen, aus welchem sich neue Erkenntnisse („Output“) konstituieren sollen, die entsprechend der Gegenständlichkeit selbst ein größeres Gebilde im Übergang zur Evidenz entwachsen werden soll.

Es sei daher zu sagen, dass neue Erkenntnisse sich nur im syntaktischen Sinne eines Gebildes, das die entsprechenden Ausmaße annimmt, darstellen lassen. Im allgemeinen wird natürlich darauf keine Rücksicht genommen, denn die Gestalt des Werkes sei viel weniger interessant als die vermeintliche Erkenntnis, die es liefert. Doch die Intention des Schreibers in der Gesamtsetzung der ihn vollziehenden Erkenntnissen, die Sachen oder die Sachverhalte zur Geltung zu bringen, möge vereinfacht darzustellen sein, sei die Erfüllbarkeit ohne entsprechendes Gebilde („ein dickes Buch“) sehr zweifelhaft.

Insofern sei vielleicht nicht die Möglichkeit der Erkenntnisse unser Begriff der Untersuchung, sondern als Konsequenz daraus das synthetische Gebilde das in seiner Beschaffenheit die theoretische Wissenschaft insofern konstituiert , als sie sich in einem solchen adäquaten Gebilde synthetisiert. Es gelte dann sogar als echte Evidenz zu ihrer eigenen Selbstgegebenheit. Vermutlich ist damit Kritik über die Einstellung zu einem solchen nachvollziehbar, doch aus den gleichen Gründen leitet sich die Idee einer positiven Einsicht ab.

Für jede wissenschaftliche Erkenntnis haben wir die Notwendigkeit einer, durch kritische Erläuterung, zusammengebrachten Erklärung. Diese soll insoweit wiederum eine geschlossene Einheit innerhalb des Gebildes dessen darstellen, derer es bestimmt ist. Alle Erkenntnisse haben wiederum in diesem Sinne selbstständig abgeschlossene Endergebnisse, die in dem jeweiligen Gebilde dargelegt werden, sie definieren das Gebilde als Kategorial. Ist nicht daher das Gebilde an sich auch eine Evidenz für eine reine Erkenntis?

Ursprünglich sei die Erkenntnis allein worauf das Urteil bestimmt ist, doch wahrheitsgemäß ist auch das Gebilde bereits ein kritischer Begriff dessen, was für weitere Urteile gilt. Doch dürfen wir nicht weiter auf die Urteile allein eingehen, da sie selbst nicht Urteil für das stehen, wofür sie stehen sollen. Auch das Wort Urteil nimmt in diesem Zusammenhang doppeldeutige Begrifflichkeit ein. In ursprünglicher Art und Weise sollte sich die Wirklichkeit der Erkenntnisse in denselben konstituieren.

„Der Titel Wirklichkeit befaßt wirkliche Eigenschaften, wirkliche Relationen, wirkliche Ganze und Teile, wirkliche Mengen und verbundene Komplexe (wie z.B. von Sonnensystemen) usw.“

Edmund Husserl, Formale und Transzendentale Logik