Was ist ein glückliches Leben?

Einleitung

Sehr viel wird darüber gemunkelt, das Leben solle ausgeglichen sein. Doch niemand kann wirklich definieren, was das überhaupt heißen soll. Man redet von vier oder manchmal fünf Säulen, mehreren Bereichen, die in „Balance“ stehen sollen, damit man glücklich ist. Doch was bedeutet das überhaupt und woher kommt diese Einstellung?

Ich hinterfrage hiermit diese sehr oft propagierte Ideologie eines ausgewogenen Lebens. 

Konzentration auf das Wesentliche

In jeder Säule soll man ausgewogen sein, dann ist das Leben ausgewogen. So oder ähnlich lautet es in der Theorie. Doch mir wäre das persönlich zu anstrengend, was man nicht alles tun müsste, um in allen Bereichen ausgewogen zu sein. Da soll man neben dem Job eine Familie haben, dann sich auch noch sozial engagieren und schließlich einen tieferen Sinn im Leben finden. Fitness und die richtige Ernährung muss auch irgendwie Platz finden und wenn man Glück hat, bleibt noch Zeit für ein paar Hobbies.

Eine furchtbare Vorstellung…

Letztens wollte mir jemand erklären, es sei anders nicht möglich, ein glückliches Leben zu führen, außer, alle Säulen seien ausgewogen. Dem muss ich widersprechen. Ich glaube tatsächlich, dass es ein „ausgewogenes“ Leben nicht gibt. Man kann gar nicht in allen Bereichen mit vollem Geist dabei sein. Sich stattdessen auf ein, zwei Dinge zu konzentrieren, das ist ausreichend. Das bedeutet nicht, dass man die anderen Dinge nicht machen sollte – man kann sie mit dem Leben mitschwingen lassen.

So trifft man sich mit anderen Menschen nicht jede Woche, sondern einmal im Monat, oder noch weniger. Wenn es genug ist, ist es genug. Manch einer findet es anstrengend, nach einem langen Arbeitstag etwas trinken zu gehen. Für den anderen ist es vielleicht entspannend. Diese Person mag es jedoch nicht nachvollziehen können, warum ich ein Studium am Abend bevorzuge…

So ist jeder verschieden und jeder lebt auf seine Weise…

Lebe, wie du willst

Daher ist auch eine gewisse Vorstellung, was ein „ausgewogenes Leben“ sein soll, ein ideologisches Konzept, das von Menschen erdacht ist, die nicht man selbst ist. Wollen wir annehmen, dass sie besser über unser Leben wüssten – wenn sie sich noch nicht einmal darauf einigen können, ob es nun vier oder fünf Säulen seien sollen?

Das Leben muss nicht nach einem bestimmten Schema ablaufen, damit man sagen kann, jetzt ist es ein gutes Leben. Du bist müde? Geh ins Bett. Du hast Hunger? Iss etwas. Es ist wirklich nicht so schwer. Du willst alleine sein? Dann finde deine Zeit alleine. Du willst in Gesellschaft sein? Dann verbringe die Zeit in Gesellschaft. Das Glück kommt nicht von dem einen oder dem anderen, sondern davon, dass die Realität mit der eigenen Vorstellung dieser Realität übereinstimmt. 

Hinzu kommt, dass man vielleicht aus gesellschaftlichem Druck eine gewisse Vorstellung eines Lebens hat, denn sonst könnte jemand glauben, man wäre vielleicht nicht so erfolgreich, wie man es gerne wäre und so weiter. Man muss ja schon fast einer Vorstellung entsprechen, oder nicht? Über eine ähnliche Sache, habe ich bereits einmal geschrieben:

Wie Frauen zu sein haben?

Und ganz nebenbei bemerkt, ist es eigentlich vollkommen irrelevant, wie man gesehen wird, solange man selbst glücklich ist. Man wird niemals überall Anklang finden und das ist auch gar nicht notwendig. Sich selbst zu verbiegen, Dinge zu tun, die man eigentlich nicht tun will, nur um einem bestimmten Bild eines gesellschaftlichen Individuums zu entsprechen, finde ich nicht sinnvoll. Es macht auch nicht glücklich…

Lebe nach deiner Vision

Für mein persönliches Glück brauch ich nicht viel, aber studieren und Bücher schreiben, das möchte ich weiterhin. Das entspricht meiner Vision – eben der, eines Menschen, der studiert und viele Bücher geschrieben hat. Das ist meine eigene Version eines „ausgeglichenen Lebens“. Andererseits bedeutet zum Beispiel keine Bücher zu schreiben für mich ein Ungleichgewicht.

Denke langfristig

Die Vorstellung, nur das zu tun, was einem selbst just in diesem moment Freude bereitet, ist eine sehr kurzfristige Sicht auf die Dinge. Bei allem was man tut, sollte man die langfristigen Folgen des Tuns oder Nicht-Tuns mit einkalkulieren. Dann kann eigentlich nicht viel schief gehen…

Das war’s…

Dachtest du hier kommt noch ein dritter Punkt, denn alle guten Dinge sind drei?

Nun, dann befreie dich von solchen Vorstellungen. Befreie dich von ideologischen Konstrukten, die dich darin festhalten und dich in deinem Sein zurückhalten.

Wenn du es so willst, das ist der dritte Punkt (doch eigentlich in den ersten zwei inkludiert).