„Da wir nun diese Wissenschaft suchen, muß man überlegen, mit welchen Ursachen und Prinzipien sich die Wissenschaft befaßt, die Weisheit ist. Wenn man nun die Auffassungen, die wir über den Weisen haben, zusammenstellt, dürfte die Angelegenheit daraus klarer werden.“
Aristoteles, Metaphysik
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Nun stellt sich mir immer wieder die Frage, wie ich meine Zeit möglichst sinnvoll nutzen könnte. Etliche Artikel geben dazu Aufschluss und auch auf meinem Blog finden sich dazu einige Gedanken.
Jedoch ist dieses „den Tag sinnvoll nutzen“ eine kurzfristige Sicht. Stattdessen könnte man sich mit Dingen beschäftigen, die einem später vielleicht nützlich sein könnten. Doch sich wieder zu sehr darauf zu konzentrieren, hier etwas Sinnvolles zu finden, macht unglaublichen Stress.
Leistungsgesellschaft?
Schneller, weiter, erfolgreicher – ständig bekommen wir Techniken und Methoden aufgelistet, die uns erklären sollen wie wir noch besser werden können, noch etwas erfolgreicher, noch mehr Geld verdienen, und so weiter.
Ein Weiser werden
Doch wenn man ein Weiser werden will, dann ignoriert man das alles am besten… Dann beschäftigt man sich mit den komplexen Wissenschaften, eben jene, die nicht unmittelbar zweckmäßig erscheinen. So schreibt Aristoteles:
„Und wir sind der Meinung, daß die Wissenschaft, die um ihrer selbst willen und des Wissens wegen erstrebt wird, eher Weisheit sei als die, die ihrer Resultate wegen gewählt wird.“
Aristoteles, Metaphysik
„Aus wissenschaftlichen Theorien folgt technisch verwertbares, aber kein normatives, kein handlungsorientierendes Wissen.“
Jürgen Habermas
So sollte man sich, wie bereits in Beyond Simplicity erwähnt, mit den komplexen Themen befassen – eben jenen, deren Zweckmäßigkeit wir nicht unmittelbar erkennen können, eben weil sie komplex sind. Mir ist bewusst, dass dies ein Privileg von wenigen ist.
„Zuerst nehmen wir einmal an, daß ein Weiser – soweit das möglich ist – alles wisse, ohne über die Wissenschaft vom Einzelnen zu verfügen. Weiter glauben wir, daß der ein Weiser ist, der imstande ist, schwierige Dinge zu erkennen, Dinge, die der Mensch nicht leicht erkennt.“
Aristoteles, Metaphysik
Denn die Masse ist immer daran bestrebt gewesen, etwas Praktisches zu lernen, wodurch sie ihren „Marktwert“ erhöhen und später mehr Geld verdienen können. Sie erkennen jedoch nicht, dass uns die Weisheit (in ferner Zukunft) weit mehr bringt als nur „viel Geld“.
„Denn man soll nicht dem Weisen Anordnungen erteilen, sondern er selbst soll anordnen; nicht er soll einem anderen gehorchen, sondern der weniger Weise ihm.“
Aristoteles, Metaphysik
Fazit
Wenn du ein Weiser werden willst, dann stress dich nicht damit, etwas zu lernen, dass dir jetzt, sogleich oder möglichst bald, einen Nutzen bringt. Ebenso verhält es sich mit allem anderen im Leben: Übe sie aus der Freude aus, sie auszuüben, und nicht, um etwas zu erreichen.
Wer sich nur fragt: „wie kann ich das meiste aus dem Tag herausholen?“ oder „was sollte ich lesen/lernen, damit es mir am meisten im Leben bringt?“ vergisst einen wesentlichen Teil des Lebens, nämlich das Leben selbst – und dazu gehört auch, die Freude an Dingen die einem nicht unmittelbaren Nutzen bringen.
Schlussendlich wirst du vermutlich viel mehr davon haben,
als du ursprünglich gedacht hast.
„Alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen.“
Aristoteles